Witte

Witte
Wịtte,
 
1) Eberhard, Betriebswirtschaftler, * Beelitz 3. 1. 1928; Professor in Mannheim (1962-70) und in München (seit 1970). Seine Forschungsschwerpunkte sind neben betrieblichen Finanzwirtschaft, empirische Entscheidungs- und Organisationstheorie neue Kommunikationstechniken (Telekommunikation) und Medienpolitik.
 
Werke: Finanzplanung und Finanzkontrolle (1981, mit J. Hauschildt und G. Sachs); Neue Fernsehnetze im Medienmarkt. Die Amortisationsfähigkeit von Breitbandverteilsystemen (1984).
 
Herausgeber: Das Informationsverhalten in Entscheidungsprozessen (1972); Entscheidungstheorie (1977, mit A. L. Thimm); Telekommunikation auf der Schwelle zum Europäischen Binnenmarkt (1993); Global players in telecommunications (1994).
 
 2) Emanuel de, niederländischer Maler, * Alkmaar um 1617, ✝ Amsterdam Anfang 1692; einer der bedeutendsten Maler niederländischen Kircheninterieurs, tätig in Alkmaar, Rotterdam, Delft und Amsterdam. Er malte gotische Kirchenräume, meist Fantasieansichten, in perspektiv. Schrägsicht mit Verkürzungen und Überschneidungen der Architekturteile. Der nahsichtige Ausschnitt ist bis in den Vordergrund von Menschen belebt. Einer dunklen Sockelzone stehen die oberen Architekturpartien in hellem Sonnenlicht gegenüber.
 
 
F. Manke: E. de W., 1617-1692 (Amsterdam 1963);
 W. Hertzsch: E. de W. (Dresden 1980).
 
 3) Karl, Jurist und Danteforscher, * Lochau (bei Halle [Saale]) 1. 7. 1800, ✝ Halle (Saale) 6. 3. 1883; wurde 1823 Professor in Breslau, 1834 in Halle (Saale); veröffentlichte die erste kritische Ausgabe des Originaltextes von Dantes »Divina Commedia« (1862), die er auch in reimlosen Versen übersetzte (»Die göttliche Komödie«, 1865), und gab andere Werke Dantes und G. Boccaccios im Text oder in Übersetzung heraus; 1865 Mitbegründer der Deutschen Dante-Gesellschaft.
 
 
K. W., ein Leben für Dante, hg. v. R. Noack (Halle/Saale 1984).
 
 4) Pieter de, auch P. de Wit, seit 1574 Peter Cạndid, italienisch Pietro d'Elia Cạndido, flämischer Maler, * Brügge (?) um 1548, ✝ München 29. 3. 1628; in Florenz vermutlich bei G. Vasari ausgebildet. 1586 wurde er Hofmaler in München. Er malte spätmanieristische Altarbilder für Münchner Kirchen (Sankt Michael, Frauenkirche) und den Freisinger Dom, Fresken für die Münchner Residenz und das Schloss in Schleißheim; stärker als seine Historienmalerei stehen seine Porträts in flämischer Tradition; auch Zeichnungen und Entwürfe für Wandteppiche.
 
 
Peter Candid, hg. v. B. Volk-Knüttel, Ausst.-Kat. (1978);
 
Tierbuch des Petrus Candidus. Codex Urbinas latinus 276, 2 Tle. (Zürich 1984);
 
Einhorn u. Nachtigall. Die 200 schönsten Miniaturen aus dem Tierbuch des Petrus Candidus, übers. v. Andreas u. Christian B. Müller (1993).
 
 5) Sergej Juljewitsch Graf (seit 1905), auch S. J. Graf Vịtte, russischer Politiker, * Tiflis 29. 6. 1849, ✝ Petrograd 13. 3. 1915; wurde 1892 Verkehrs- und Finanzminister mit weit reichendem Einfluss auf die Innen- und Außenpolitik. Er führte 1894 das staatliche Branntweinmonopol ein und stabilisierte 1897 durch den Übergang zur Goldwährung den Rubelkurs. Seine Wirtschaftspolitik förderte durch Schutzzollsystem und Heranziehung ausländischen Kapitals in großem Stil die Industrialisierung Russlands (u. a. Bau der Transsibirischen Eisenbahn). 1903 zum Vorsitzenden des Ministerkomitees ernannt, schloss Witte 1905 den Frieden von Portsmouth, der den Russisch-Japanischen Krieg beendete. Nach der Revolution entwarf er das Oktobermanifest Nikolaus' II. (30. 10. 1905 und bildete als erster Ministerpräsident (1905-06) die neue Regierung, wurde aber vor dem Zusammentritt der ersten Duma entlassen.
 
Ausgaben: Vospominanija, 3 Teile (1922-23, Nachdruck 1968); Erinnerungen, übersetzt von H. von Hoerner (1923).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Russland: Die Expansion nach dem Krimkrieg
 
 6) Wilhelm, Psychologe, * Hattingen 8. 1. 1915, ✝ Regensburg 30. 5. 1985; studierte Mathematik, Physik und Psychologie in Göttingen, Bonn und Heidelberg (bei W. Hellpach). Er wurde 1952 Professor für Psychologie in Tübingen, 1964 in Münster und 1974 in Regensburg. Sein Werk ist gekennzeichnet durch die enge Verbindung zwischen allgemeiner und angewandter Psychologie. Wichtig sind v. a. seine Beiträge zur Erinnerungsgenese, zur Erforschung der »Bezugssysteme«, die davon ausgeht, dass Erlebnisinhalte vom Individuum nicht absolut, sondern immer in Bezug zu anderen erfahren und beurteilt werden, sowie zur Sport- und zur Rehabilitationspsychologie.

Universal-Lexikon. 2012.

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